Rezensionen

Experimentierfelder für Farben und Formen

Collagen und Malerei von Mandy Herrmann im Uniklinikum Dresden 2010
Rezension von Heinz Weißflog (Kunstwissenschaftler)

Experimentierfelder für Farben und Formen Die Radebeuler Malerin Mandy Herrmann spricht mit ihrer neuen Ausstellung im Vorstandsgebäude des Uniklinikums Carl Gustav Carus über ihre Erfahrungen mit den modernen Medien, wie Radio, Fernsehen und Computer. Seit 2008 beschreitet sie den parallelen Weg von Collage (mit Übermalungen) und figürlicher Malerei, während sie seit dem Ende ihres Studiums bei Johannes Heisig, Claus Weidensdorfer und Siegfried Klotz vorwiegend abstrakt-informell gearbeitet hatte.

Eine Fahrt zur art Basel mit drei Freunden löste den Schaffenswandel aus: Es war die Art, wie die Freunde begeistert die Malerei verteidigten, die sie bestärkte, den Weg zum Gegenständlichen neu zu wagen. Sie spürte, wie figürliche Malerei und Abstrakte einander beeinflussen und bedingen, gerade, wenn man die Collagen zwischen sie schaltet und sie seriell ordnet, wodurch das Reale konkret umgedeutet wird. Das entspricht formal dem Prinzip der modernen Medien. Bei dem alltäglichen Zeitungsstudium am Morgen wählt sie sorgsam Pressfotos aus, um sie nach dem Kopieren zu bemalen und formal zu verändern. Damit befindet sich Mandy Herrmann in einer neuen Phase ihrer Kunst, vielleicht der Durchgang zu etwas Anderem, das sich in einigen Collagen bereits andeutet.

Die Collagen sind auch Vorbereitung auf die Malerei und Experimentierfelder für Formen und Gedanken. Aus Anlass einer Ausschreibung zu Hundert Grafiken in Chemnitz entstanden die Viererblocks "Blätter im Letterndickicht I-IV". Hier ordnet die Künstlerin ihren privaten Kosmos durch handschriftliche Beifügungen von kritischen Alltagssentenzen und philosophischen Zitaten neu. Abbildungen aus Zeitung, Schrift und malerische Pointen werden zu "Weltbildern" summiert, die das Ich reflektierend kommentiert. Anders sind die Arbeiten aus der Folge "Elementarteilchen Zwischenwege I-IV". Die fensterfeldartigen Erzählquadraturen bündeln konkrete Erfahrungen mit Geschichte, Politik, Alltag, Natur, Wissenschaft und Kunst, haben aber auch in einigen Blöcken das Thema Liebe und Eros zum Gegenstand, mit der Cranachschen Venus als Symbol und zentrales Motto. Leistungssport wird in ihren Übermalungen von Pressefotos zum Gleichnis für den sich überstürzenden Wettbewerb in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Aus agierenden, sich bewegenden Figuren von Fußball- und Boxkämpfern macht Mandy Herrmann etwas Neues, das sie über die Kommunikation der Körper umdeutet, die einen brutalen, vom Spie-lerischen wegführenden, erschütternden Eindruck hinterlassen. DVD-Ausdrucke vom "Völkerball-Konzert" der umstrittenen Rockgruppe "Rammstein" wurden übermalt,stehen in kalten, fast monochromen Farbgerüsten, die das Wesentliche hervorheben. Wichtig ist auch eine Hommage-Collage an die früh verstorbene Schwester, die aus alten Familienporträts und rotdurchkreuzten Übermalungen besteht.

Die Integration der altägyptischen, "spitzohrigen" Katze (Katze des Pharaos) in viele ihrer Arbeiten verweist auf Mandy Herrmanns starken Bezug zum Orient, ihre Liebe zu arabischer Musik, Kunst und Dichtung und den Menschen des Mittelmeerraumes.

Zum Film "Metropolis" von Fritz Lang (soeben restauriert) entstanden zwei eindrucksvolle Arbeiten, sowie die in signalroten, mit zarten Grau und Weißtönen gehaltenen Mädchenbildnisse, in der die fotografische Vorlage stark vergrößert wurde.

Die beiden Ölbilder im Konferenzraum des Hauses nehmen die Vielfalt der Weltkulturen, ihre Schönheit und ihren Reichtum zum Gegenstand. Die Malerin entwickelt hier ihre Vorstellungen vom Paradies zu einer überquellenden Formen und Farbenfülle.


Heinz Weißflog
Kunstwissenschaftler
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